Der selbständige Autofahrer sei das größte Risiko

Autofahren ist gefährlich. Reiten war es auch. Fortbewegung – egal wie – war schon immer gefährlich. Im Stehen, Sitzen, Schlafen sind aber auch schon Menschen gestorben. Jetzt versucht die Ethikkommision der Bundesregierung Regeln für das autonome selbststeuernde Fahrzeug zu entwickeln1. Ziel soll es sein selbstfahrende Autos auf die Straße rechtlich zu ermöglichen.

Mal davon abgesehen, dass immer Unfälle passieren können, versuchen nun Juristen, Philosophen, ein Bischof und Vertreter der Automobilindustrie allgemeine Regeln festzulegen, wie sich ein selbststeuerndes Fahrzeug in kritischen Situationen verhalten soll. So sollte z.B. klar sein, ob Mensch oder Algorithmus gesteuert hat, Sachschäden und Unfälle mit Tieren sind Personenschäden vorzuziehen und es sollte keine Qualifizierung nach persönlichen Merkmalen (Alter, Geschlecht, etc.) vorgenommen werden. Beim letzten genannten Punkt könnte vielleicht ein wenig die persönliche Voreingenommenheit eine Rolle dieser eher männlichen und älteren Kommission gespielt haben, denn normaler hieß es doch immer, dass in Gefahrensituationen das Leben von Frauen und Kindern zuerst gesichert werden sollte. Aber das ist meine persönliche Interpretation.

Regelungen sind sinnvoll. Aber trotz dieser Regelungen überlassen wir einer Maschine die Entscheidung. Und obwohl ein Computer die ihm programmierten Regeln blitzschnell in den für Menschen immer chaotischwerdenen (Verkehrs-) Situationen berücksichtigen wird, so werden nicht alle mit den programmierten Entscheidungen zufrieden sein. In „I, Robot2“ wurde Del Sponner, gespielt von Will Smith von einem Roboter gerettet, weil er eine x % bessere Überlebenswahrscheinlichkeit hatte als das kleine Mädchen, welches sein Leben noch vor sich hätte. Alles berechenbar, aber Del Sponner macht sich trotzdem seine Gedanken darüber, die sich kein Programmierer oder das Programm selbst macht. Es ist die Betroffenheit, die Hilflosigkeit, das Mitgefühl, die uns zu sozialen Wesen gegenüber anderen Lebewesen macht.

Mit einem anderen Aspekt müssen zukünftige Fahrer auch klar kommen: Letztlich nur noch Beifahrer oder Mitfahrer im Auto zu sein. Welche Möglichkeiten der externen Fremdsteuerung wird es geben? Kommissionsvorsitzende und ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo di Fabio meinte, dass er bereits beim zweiten Mal beim automatisierten Fahren „unwillig“ selbst das Steuer übernahm. Dabei ist Autofahren nicht nur für mich, sondern auch für viele andere (noch) eine schöne Tätigkeiten. Durch die Stadt einfach nur zu cruisen – nicht logisch oder effizient. Durch die Landschaft zu reisen, nicht den schnellsten oder kürzesten Weg, sondern die schönere Strecke benutzen – nicht logisch oder effizient. Achja, es sei denn, kommerzielle Anbieter haben für Geld dort einen attraktives Ziel gesetzt (oops, ein Geschäftsmodell).

Ein Argument für autonome Fahrzeuge lässt mich aber aufhorchen. So steht es im golem.de-zitierten Kommissionsbericht: „Die Einführung automatisierter Fahrsysteme könne sogar „ethisch und gesellschaftlich geboten sein“, wenn dadurch die Schäden gemindert würden. Und di Fabio ist „überzeugt, dass wir dann keine 3.000 Toten mehr haben.“ Wenn sich Menschenleben also retten lässt, soll die autonome Fahrzeugsteuerung spätestens dann eingreifen. Das bedeutet aber auch, wenn die Systeme so gut sind, sie nicht nur Pflicht werden, sondern Fahrzeuge ohne diese Unfallvermeidungsassistenten verboten werden können.

Des Weiteren werden zukünftige Autofahrer (Fahranfänger) garnicht mehr selbst Auto fahren können, eben weil automatisierte Fahrzeuge ihnen sämtliche Fahrpraxis vorsorglich vorenthalten werden. Ebenso werden ängstliche Fahrer, bequeme Fahrer freiwillig aber auch Autofahrer mit einem zu hohen Punktestand möglicherweise als Auflage nur noch selbstfahrende Autos benutzen können/dürfen.

Aktuell wird zwar von Kommission noch kein Nutzungszwang empfohlen, aber das kann sich in den nächsten Jahren vielleicht auch Jahrzehnten ändern. Bundeskanzlerin Merkel meinte vor Kurzem, dass autonomes Fahren ca. 2040 normal bzw. sogar Pflicht sein wird und manuelles Fahren nur noch mit einer Sondererlaubnis möglich sein könnte3. An welchen Gesetzen arbeiten die Beamten in den Ministerien bereits? Im Jahr 2040 werde ich fast im Rentenalter sein und dann möglicherweise keine selbständigen Ausfahrten und Reisen mit dem Auto mehr machen können. Was für eine Perspektive?!

Quellen:

  • 1 golem.de/news/autonomes-fahren-ethikkommission-tappt-nicht-in-die-dilemma-falle-1706-128476.html
  • 2 de.wikipedia.org/wiki/I,_Robot_(Film)

  • 3 golem.de/news/angela-merkel-autonomes-autofahren-koennte-in-zukunft-pflicht-werden-1706-128314.htm