Kategorie: Buchrezension

  • Benediktinerregel für Manager

    Managementliteratur zum Thema Organisation, Personalführung, und so weiter … gib es mehr als man lesen könnte. In vielen neuen Büchern werden immer neue Methoden beschrieben. Leadership, Personalentwicklung, Prozessmodelle der Personalentwicklung, Personalbedarfsanalyse, Führungsinstrumente und -techniken, Lerntransfer und Mitarbeiterevaluation sind nur einige dieser Schlagwörter mit denen aktuelle und potentielle Führungspersonen lernen sollen ihre Mitarbeiter zu motivieren, zu steuern und zu kontrollieren. Aber auf der Suche nach einer ultimativen Lösung verirren sich Managementgenerationen in immer neue Modeerscheinungen.

    Dabei gibt es eine ganz einfache Regelsammlung. Diese geht auf den Mönch Benedikt von Nursia zurück, welcher ab dem Jahr 500 im Anienetal 13 Klöster gründete, nachdem er drei Jahre als Einsiedler verbracht hatte. Entstanden ist die Regelsammlung für Mönche im Kloster von Monte Cassino, dem Mutterkloster der Benediktiner, in welchem Benedikt ab 529 bis zu seinem Tod 547 lebte.

    Diese Regelsammlung aus dem 6 Jahrhundert ist seitdem erfolgreich im Einsatz. In einfachen Regel werden nicht nur die Regeln der einfachen Mönche beschrieben, sondern auch viele Aspekte, die für eine moderne Unternehmensorganisation und Mitarbeiterführung Anwendung finden können. Gleich in Kapital 1 „Die Arten der Mönche“ geht es um „Personalauswahl“. Beständigkeit, Verlässlichkeit Gehorsamkeit, Leben in der Gemeinschaft (=Teamfähigkeit) sind auch Anforderungen an heutige Mitarbeiter.

    Funktionen des Abtes, Cellerars, Priors und des Pförtners (Empfang) gibt es auch im Unternehmen. Verantwortung und Vorbild des Abtes sollten auch von modernen CEO´s, General Managern, Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführern gelebt werden. Lehren, Erziehen, Befähigen sind auch wichtige Aufgaben von modernen Führungspersonen. Und selbst der einfache Alltag eines Klosters mit all seinen Abläufen ist auch für Unternehmensprozesse ein gutes Vorbild. – In seiner Einfachheit ist das Klosterleben ein gutes Vorbild für moderne Unternehmen.

    Nun sollten die Benediktregeln nicht 1zu1 auf ein modernes Unternehmen wie ein Kloster übertragen werden. Schon garnicht, weil viele Vorurteile und Unkenntnis zum Klosterleben nicht konstruktiv sind. Nicht Schweigen, sondern Schweigsamkeit und auch nicht Armut, sondern Sparsamkeit waren und sind die Ideale. Dies wird auch heutzutage in den Klöstern so gelebt. Es gab natürlich in den zurückliegenden Jahrhunderten unterschiedliche Maßstäbe der Einhaltung der Regeln und auch von Orden zu Orden gibt es eigene Regeln. Jedoch sind offene Unternehmen keine Klostergemeinschaften. Mönchsgemeinschaften sind bestrebt, in einer fast geschlossenen Einheit zu verbringen. Unternehmen profitieren jedoch nicht vom stillem Gebet, sondern vielmehr von der Kommunikation untereinander und von den zahlreichen Beziehungen mit der Außenwelt. Ein Wirtschaftsunternehmen ist keine Glaubensgemeinschaft, sondern immernoch eine Zweckorganisation.

    Die Benediktinerregel ist eine interessante Ansammlung von Erkenntnissen aus einer antiken Zeit, welche bis heute erfolgreich gelebt werden. Den die zahlreichen Klöster besitzen und führen zahlreiche Unternehmen (Brauereien, Forst- und Landwirtschaft, Immobilienwirtschaft, Tourismus (Pilgern, Leben im Kloster), „Consulting & Coaching“- also (Lebens-)Beratung, Handwerk, Ausbildung & Erziehung, …) und können nur so wirtschaftlich autark ihrem Glauben leben. Diese Regeln können so eine Anregung für eine moderne Unternehmensgestaltung sein. Einfach und Bewährt.

    Die Benediktregel als Download

    • ebookbrowse.com/be/benediktsregel?pdf=on
    • stift-stlambrecht.at/data/documents/5/de/Benediktsregel_deutsch.pdf
  • Wohne bei dir selbst – Was ein Kloster mit dem persönlichen Lebensmodell zu tun haben soll.

    Interessant und mit Sicherheit lesenswert. Abt Johannes Eckert, Benediktinermönch der Benediktinerabtei St. Bonifaz (sankt-bonifaz.de) in München und Andechs (andechs.de), hat das Buch „Wohne bei dir selbst – Der Klosterplan als Lebensmodell“ geschrieben, in welchem das Kloster als Lebensort einer Gemeinschaft beschrieben wird. Dabei gelingt es ihm immer wieder den Vergleich mit der modernen Arbeits- und Lebenswelt darzustellen. Das Leben im Kloster ist doch vergleichbar mit dem Alltag vieler.

    Es ist ein richtiger Ratgeber für die räumliche Organisation im Betrieb (letztendlich ist ein Kloster auch ein Wirtschaftsunternehmen) oder Privat als auch für Betriebsprozesse bzw. den eigenen Tagesablauf – basierend auf jahrhunderte lange Erfahrung und Optimierung. Als besonders hilfreich sind die Kapitel der Zelle und der Pforte, welche im übertragenem Sinne Rückzugsmöglichkeiten bieten. Heutzutage ist es nur noch schwierig solche Orte und Zeiträume zu finden sind. Dabei sind die Möglichkeiten zu Meditieren / Nachdenken so wichtig für kreative Arbeiten und zum Finden von (Problem-) Lösungen. Alleine deshalb sollte man dieses Buch in Ruhe lesen.

    Ohne das es irgendwie aufsetzt wirkt, erfährt man zusätzlich viel Wissenswertes über die Abtei St. Bonifaz und dem Kloster Andechs sowie über den Mönch Benedikt und machen so das Buch lesenswert.

  • Der amüsante Ratgeber für die persönliche Schuldenkrise

    Honoré de Balzac, berühmter Autor des 19.Jahrhundert, hatte selbst als Verleger und Druckereiunternehmer Insolvenz anmelden müssen und wurde selbst ein Leben lang von seinen Gläubigern „verfolgt“. Erst kurz vor seinem Tod wurde er schuldenfrei. Im Gegensatz zu vielen Anderen sprach er aber offen über seine finanzielle Lage. Außerdem schrieb er das Buch „Die Kunst, seine Schulden zu zahlen und seine Gläubiger zu befriedigen, ohne auch nur einen Sou selbst aus der Tasche zu nehmen“. Es ist jedoch nicht seine Geschichte, sondern die seines wohl fiktiven Onkel, einen Genußmenschen, der es verstand auf Kredit Anderer ein schönes Leben zu führen.

    Interessant sind dabei die Parallelen. Die Verführungen der Konsum-, Lifestyle- und Erlebniswelten mit den scheinbar immer verfügbaren und zum Teil zinslosen (die Kapitalkosten werden trotzdem in die Kalkulation miteinbezogen) Konsumentenkrediten haben wohl zu allen Zeiten Menschen zu Schuldnern gemacht. Das faszinierende an diesem Büchlein sind die sehr amüsanten kleinen Anekdoten des Onkels, die verklärten Tage im Gefängnis von Sainte-Pélagie sowie die mehr oder weniger nützlichen aber auf jeden Fall lesenswerten Hinweise im Umgang mit Schulden, Gläubigern und Gerichtsvollziehern.

    Das Buch ist absolut lehrreich und sollte bereits in den Schulen zum Lesen gereicht werden. Für viele Schuldner sollte das Büchlein auch eine kleine Investition wert sein. Auch wenn der Schuldenberg dadurch nicht kleiner wird, so kann der Eine oder Andere leichter mit seinen Schulden umgehen.

    Für Honoré de Balzac jedoch wäre die aktuelle Rechtslage ein Traum gewesen und hätte seine lebenslange Schuldenkrise wohl verhindert. Denn in Frankreich sind Unternehmen und Konsumenten durch ein ca. einjährigen Insolvenzverfahrens schuldenfrei. Dann jedoch hätte uns Balzac nicht diesen Ratgeber für persönliche Schuldenkrisen hinterlassen.

  • Spaß mit Samenbomben

    Erstes Märzwochenende und die Sonne scheint. Bei den ersten warmen Temperaturen freut man sich auf den nahenden grünen Frühling, auf die grünen Bäume und blühende Pflanzen. Vor ein paar Wochen erschien ein Buch für Guerilla Gärtner. Guerilla Gardening ist eine Bewegung, welche den öffentlichen und teilweise auch privaten Straßenraum und sonstigen Flächen mehr oder weniger heimlich begrünt. Dies ist eigentlich und strenggenommen häufig illegal. Aber vernachlässigte Verkehrsinseln oder Löcher auf Wegen hübsch zu begrünen, ist für die meisten Menschen wohl eher etwas Schönes.

    In dem Buch ist nun beschrieben wie man selbst sogenannte Samenbomben herstellen kann, die dann einfach weggeworfen werden mit der Hoffnung, dass daraus etwas entsteht. 13 einfache Rezepte mit einigen zusätzlichen Informationen zeigen, wie man solche friedlichen Bomben herstellt.

    Eine lustige Idee – … und wer nun nicht in der Gegend herumlaufen will, um Samenbomben zu vertreuen, der kann die eigenen Kinder im eigenen Garten damit begeistern.

    Weitere Informationen auf www.samenbomben.ulmer.de

    Titel: „Mit Samenbomben die Welt verändern“ , 128 Seiten
    Verlag: Ulmer Verlag
    ISBN: 9783800176939

  • Leidenschaftlicher Schreiber: Ray Bradbury – Zen in der Kunst des Schreibens

    Wer kennt nicht Ray Bradbury? Für mich selbst zählt sein Buch Fahrenheit 451 zu den Top 100 bzw. zu den 100 Büchern, welche man in seinem Leben mindestens einmal gelesen haben muss. Aber Ray Bradbury hat über 500 Kurzgeschichten, Romane und Vieles mehr geschrieben. Warum schreibt jedoch überhaupt jemand? Was sind seine Beweggründe? – Vielleicht aus Langeweile? Dann kann man auch einen 9-to-5-Job haben, Geld verdienen und irgendein Hobby nachgehen. Oder wegen des Geldes? Möglich, aber sind dies die besten Texte?

    Ray Bradbury ist – wie er selbst schreibt – „erregt“, wenn er schreibt. Sein Tipp an alle Schriftsteller: Leidenschaft, Gusto, Liebe und Freude. Ohne den Drang eine Story zu erzählen, etwas niederzuschreiben oder (auch moderner) in den Computer einzutippen, sollte man es lieber lassen und seine Mitmenschen damit verschonen. Bradbury (S.18) „Den was ein Autor zuallererst sein sollte, ist – erregt. aus Fieber und Enthusiasmus sollte er bestehen. Ohne solche Energie kann er eben sogut Pfirsiche pflücken oder Spargel stechen; Gott weiß, es wäre besser für seine Gesundheit.“

    Bradbury, ein erfahrener und erfolgreicher Autor, schreibt in „Zen in der Kunst des Schreibens“ seine Erfahrungen als Schriftsteller. Wer nun einen Ratgeber erwartet, der wird enttäuscht sein. Nicht nur weil sich der Büchermarkt in den letzten Jahren geändert hat und sich weiterhin ändern wird. Mittlerweile hat jeder die Chance sein Buch selbst zu veröffentlichen. Es gibt zahlreiche Anbieter, die Bücher in Kleinstauflagen drucken. Mit dem ebook entfallen die Druckkosten und mit dem Internet gibt es nicht nur den Distributionskanal für jeden Autor, sondern auch die Kommunikationsplattform für jeden Jungschriftsteller und -in. Selbst Amazon bietet diesen Service mittlerweile an. Das ist aber nicht das Anliegen von Bradbury. Ihm geht es vielmehr um die innere Einstellung des (möglichen) Autors und um das Schreiben an sich. Der kreative Prozess ist sein Anliegen, welches er mit diesem Buch verfolgt. Wer also überlegt, ob und warum er schreiben soll, bekommt hier eine Antwort. Wer wissen will, wie ein Schriftsteller (am Beispiel von sich selbst) so arbeitet, bekommt hier ein Antwort. Und wer als Autor eine Krise durchlebt, bekommt hier erst recht eine Antwort.

    Für mich selbst war schon nach den ersten Seiten die Begeisterung so groß, dass ich hier diese Empfehlung geben möchte. Empfehlung daher, weil Bradbury mich mit seiner Begeisterung so angesteckt hat, das eine Rezension viel zu subjektiv positiv wäre.