Kategorie: Literatur

  • Der amüsante Ratgeber für die persönliche Schuldenkrise

    Honoré de Balzac, berühmter Autor des 19.Jahrhundert, hatte selbst als Verleger und Druckereiunternehmer Insolvenz anmelden müssen und wurde selbst ein Leben lang von seinen Gläubigern „verfolgt“. Erst kurz vor seinem Tod wurde er schuldenfrei. Im Gegensatz zu vielen Anderen sprach er aber offen über seine finanzielle Lage. Außerdem schrieb er das Buch „Die Kunst, seine Schulden zu zahlen und seine Gläubiger zu befriedigen, ohne auch nur einen Sou selbst aus der Tasche zu nehmen“. Es ist jedoch nicht seine Geschichte, sondern die seines wohl fiktiven Onkel, einen Genußmenschen, der es verstand auf Kredit Anderer ein schönes Leben zu führen.

    Interessant sind dabei die Parallelen. Die Verführungen der Konsum-, Lifestyle- und Erlebniswelten mit den scheinbar immer verfügbaren und zum Teil zinslosen (die Kapitalkosten werden trotzdem in die Kalkulation miteinbezogen) Konsumentenkrediten haben wohl zu allen Zeiten Menschen zu Schuldnern gemacht. Das faszinierende an diesem Büchlein sind die sehr amüsanten kleinen Anekdoten des Onkels, die verklärten Tage im Gefängnis von Sainte-Pélagie sowie die mehr oder weniger nützlichen aber auf jeden Fall lesenswerten Hinweise im Umgang mit Schulden, Gläubigern und Gerichtsvollziehern.

    Das Buch ist absolut lehrreich und sollte bereits in den Schulen zum Lesen gereicht werden. Für viele Schuldner sollte das Büchlein auch eine kleine Investition wert sein. Auch wenn der Schuldenberg dadurch nicht kleiner wird, so kann der Eine oder Andere leichter mit seinen Schulden umgehen.

    Für Honoré de Balzac jedoch wäre die aktuelle Rechtslage ein Traum gewesen und hätte seine lebenslange Schuldenkrise wohl verhindert. Denn in Frankreich sind Unternehmen und Konsumenten durch ein ca. einjährigen Insolvenzverfahrens schuldenfrei. Dann jedoch hätte uns Balzac nicht diesen Ratgeber für persönliche Schuldenkrisen hinterlassen.

  • Spaß mit Samenbomben

    Erstes Märzwochenende und die Sonne scheint. Bei den ersten warmen Temperaturen freut man sich auf den nahenden grünen Frühling, auf die grünen Bäume und blühende Pflanzen. Vor ein paar Wochen erschien ein Buch für Guerilla Gärtner. Guerilla Gardening ist eine Bewegung, welche den öffentlichen und teilweise auch privaten Straßenraum und sonstigen Flächen mehr oder weniger heimlich begrünt. Dies ist eigentlich und strenggenommen häufig illegal. Aber vernachlässigte Verkehrsinseln oder Löcher auf Wegen hübsch zu begrünen, ist für die meisten Menschen wohl eher etwas Schönes.

    In dem Buch ist nun beschrieben wie man selbst sogenannte Samenbomben herstellen kann, die dann einfach weggeworfen werden mit der Hoffnung, dass daraus etwas entsteht. 13 einfache Rezepte mit einigen zusätzlichen Informationen zeigen, wie man solche friedlichen Bomben herstellt.

    Eine lustige Idee – … und wer nun nicht in der Gegend herumlaufen will, um Samenbomben zu vertreuen, der kann die eigenen Kinder im eigenen Garten damit begeistern.

    Weitere Informationen auf www.samenbomben.ulmer.de

    Titel: „Mit Samenbomben die Welt verändern“ , 128 Seiten
    Verlag: Ulmer Verlag
    ISBN: 9783800176939

  • Leidenschaftlicher Schreiber: Ray Bradbury – Zen in der Kunst des Schreibens

    Wer kennt nicht Ray Bradbury? Für mich selbst zählt sein Buch Fahrenheit 451 zu den Top 100 bzw. zu den 100 Büchern, welche man in seinem Leben mindestens einmal gelesen haben muss. Aber Ray Bradbury hat über 500 Kurzgeschichten, Romane und Vieles mehr geschrieben. Warum schreibt jedoch überhaupt jemand? Was sind seine Beweggründe? – Vielleicht aus Langeweile? Dann kann man auch einen 9-to-5-Job haben, Geld verdienen und irgendein Hobby nachgehen. Oder wegen des Geldes? Möglich, aber sind dies die besten Texte?

    Ray Bradbury ist – wie er selbst schreibt – „erregt“, wenn er schreibt. Sein Tipp an alle Schriftsteller: Leidenschaft, Gusto, Liebe und Freude. Ohne den Drang eine Story zu erzählen, etwas niederzuschreiben oder (auch moderner) in den Computer einzutippen, sollte man es lieber lassen und seine Mitmenschen damit verschonen. Bradbury (S.18) „Den was ein Autor zuallererst sein sollte, ist – erregt. aus Fieber und Enthusiasmus sollte er bestehen. Ohne solche Energie kann er eben sogut Pfirsiche pflücken oder Spargel stechen; Gott weiß, es wäre besser für seine Gesundheit.“

    Bradbury, ein erfahrener und erfolgreicher Autor, schreibt in „Zen in der Kunst des Schreibens“ seine Erfahrungen als Schriftsteller. Wer nun einen Ratgeber erwartet, der wird enttäuscht sein. Nicht nur weil sich der Büchermarkt in den letzten Jahren geändert hat und sich weiterhin ändern wird. Mittlerweile hat jeder die Chance sein Buch selbst zu veröffentlichen. Es gibt zahlreiche Anbieter, die Bücher in Kleinstauflagen drucken. Mit dem ebook entfallen die Druckkosten und mit dem Internet gibt es nicht nur den Distributionskanal für jeden Autor, sondern auch die Kommunikationsplattform für jeden Jungschriftsteller und -in. Selbst Amazon bietet diesen Service mittlerweile an. Das ist aber nicht das Anliegen von Bradbury. Ihm geht es vielmehr um die innere Einstellung des (möglichen) Autors und um das Schreiben an sich. Der kreative Prozess ist sein Anliegen, welches er mit diesem Buch verfolgt. Wer also überlegt, ob und warum er schreiben soll, bekommt hier eine Antwort. Wer wissen will, wie ein Schriftsteller (am Beispiel von sich selbst) so arbeitet, bekommt hier ein Antwort. Und wer als Autor eine Krise durchlebt, bekommt hier erst recht eine Antwort.

    Für mich selbst war schon nach den ersten Seiten die Begeisterung so groß, dass ich hier diese Empfehlung geben möchte. Empfehlung daher, weil Bradbury mich mit seiner Begeisterung so angesteckt hat, das eine Rezension viel zu subjektiv positiv wäre.