Arbeit 4.0 – was will uns die Regierung mitteilen?

Auf der Internetseite arbeitenviernull.de befasst sich das Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit der Zukunft der Arbeit. Allerdings nicht mit dem Ziel die 40-Stundenwoche-Vollarbeitszeit generell einzuführen, sondern es geht um die zukünftige Arbeitswelt. Plakativ werden hierzu die aktuell üblichen Buzzwords Automatisierung, Digitalisierung, Crowd- und Clickworking, Homeoffice, Big Data, Share Economy und Andere präsentiert.

Mit dieser Kampagne versucht nun das Ministerium einen öffentlichen als auch fachlichen Dialogprozess zu schaffen. Ende 2016 soll dann bei einer Abschlusskonferenz die Erkenntnisse und Ergebnisse einer veränderten Arbeitswelt zusammengefasst und veröffentlicht werden. Den Anfang hat ein sogenanntes „Grünbuch“(1) gemacht. In diesem werden aktuelle Trends und Herausforderungen, die sich aus den zunehmenden Veränderungen einer digitalen Industrie- und Dienstleistungswirtschaft ergeben, dargestellt sowie deren mögliche Auswirkungen auf die künftige Arbeitsgesellschaft aufgezeigt.

Positiv könnte man erwähnen, dass eine solche Initiative sehr sinnvoll. Nicht nur um Daten und Fakten zu sammeln, um Trends erkennen zu können, um so auch Handlungsempfehlungen bzw. Entscheidungshilfen zu bekommen, sondern vielmehr um erstmal für das Thema der veränderten Arbeitsrealität und den daraus ergebenen gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen zu sensibilisieren.

Mir scheint es aber, dass die Initiatoren und Teilnehmer dieses Projekt sehr naiv sind. Die Arbeitswelt ist seit Beginn der Industrialisierung stets im Wandel gewesen. 1., 2., 3. Revolution waren jedoch anders als es nun mit der 4. Revolution ist. Bei den ersten drei Umwälzungen sind auch viele Arbeitsplätze weggefallen und neue entstanden. Nun jedoch, werden Arbeitsplätze innerhalb einer relativ sehr kurzen Zeit (1 bis 2 Jahrzehnte) wegfallen und die gesamte Arbeitswelt wird sich tiefgreifend und allumfassend umstrukturieren. Neue Arbeitsplätze jedoch nur wenige geschaffenen und dann auch eher hoch qualifizierte und kreative. Diese gravierende Veränderungsgeschwindigkeit ist nicht zu vergleichen mit den vorherigen Veränderungen. Viele Menschen mit ihren gelernten Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten werden mit einer Technologie konfrontiert, welcher sie chancenlos unterlegen sein werden. Zu sagen, dass diese Menschen sich nun innerhalb kürzester Zeit umorientieren müssen, macht diesen Menschen Angst.

Des Weiteren wurde bisher in der Dienstleistung und der Industrie wesentlich mehr Arbeitsplätze geschaffen als sie z.B. in der Landwirtschaft wegfielen. Durch die Produktivitätssprünge konnte so eine wachsende Bevölkerung den eigenen und den gesellschaftlichen Wohlstand mehren. Sozialsysteme konnten entstehen, Bildung war für die breite Bevölkerung zugänglich und es hat sich eine Freizeit- und Konsumkultur entwickelt.

Wenn das Ministerium wissen will, wie sich die Arbeitswelt verändert, dann bringt es Nichts hippe “Innovationsberater” oder andere Internetconsultants zu zeigen, die über zeit- und ortsunabhängigen Arbeiten philosophieren. Erkenntnisse (Grünbuch, Seite 55), wie z.B. das die Lohnentwicklung seit der Jahrtausendwende den Unternehmensgewinnen bzw. Vermögensentwicklung hinterherhinken und der Niedriglohnsektor wächst, sind nicht neu.

Die Kehrseite der neuen schönen digitalen Welt sind die bereits vielen prekären Arbeitsverhältnisse, die seit ca. 10 bis 15 Jahren auch wegen den aktuellen Veränderungen gravierend zugenommen haben. Sicherlich auch die sogenannte Globalisierung hat die Arbeitswelt verändert. In der Summe führten beide Entwicklung dazu, dass die Vielzahl an Arbeitsplätze im technologischen und/oder globalen Wettbewerb stehen, während die Gewinne (Automatisierungs- sowie Globalisierungsarbitrageerträge) nicht den Arbeitern oder der Gesellschaft zufällt, sondern einigen wenigen Kapitaleignern. Dies ist bereits Realität.

Werden wir mit der 4.Revolution nun das nächste Level der menschlichen Entwicklung erreichen? Vielleicht. Allerdings sind nicht „Crowd- und Clickworking, Homeoffice, Share Economy für die Regierung entscheidend. Wichtiger ist eine Veränderung der Steuerpolitik und eine Reform der Finanzierung der Sozialsysteme. Den nur so gelingt es die Profite wieder der Gesellschaft zurückzugeben. Das jedoch eine Änderung zeitnah geschehen wird, ist nicht zu erwarten.

Noch sind die Regierenden und weitere Beteiligte zu stolz auf die Instrumentarien der sozialen Marktwirtschaft (Grünbuch, S. 54 „…, dass Sozialpolitik sich auch ökonomisch positiv auswirkt: So dienen soziale Sicherungssysteme als automatische Stabilisatoren in Wirtschaftskrisen; …“). Statt jedoch Menschen in den neuen Arbeitsformen, z.B. Solopreneure, die dies oftmals notgedrungen machen und meist am Rande der Armut leben, wieder in die Sozialversicherungen „einzufangen“ (Grünbuch, S. 57), sollten die vom Volk Gewählten gesetzliche Regelungen schaffen, die eine sozial gerechtere Verteilung der Gewinne ermöglichen.

Wie bereits in meinen anderen Blogposts diesen Jahres erwähnt oder beschrieben, ist meiner Meinung nach, nur eine Technologiesteuer („Maschinensteuer“) auf der Einnahmeseite sowie eine Art eines Bürger-, Grund- oder Sozialeinkommens notwendig. Vielleicht oder hoffentlich wird dies als Ergebnis dann 2016 im sogenannten Weißbuch dann als Empfehlung drin stehen.

Quelle:

  • arbeitenviernull.de/gruenbuch.html