Nach Rekordwachstum nun Nullwachstum – Droht uns wieder die Rezession?

Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um 3,0 Prozent gewachsen und dies in einem eigentlich schlechten Umfeld (Euro- Schuldenkrise und nachlassender Weltkonjunktur) fast so stark wie im Vorjahr (2010 mit 3,7 Prozent). Dabei ist der Wachstum insbesondere in 2010 aber auch noch in 2011 aus den Nachholeffekten der Rezession des Krisenjahres 2009 (-5,1 Prozent) zu erklären. Aktuell ist der Ausblick jedoch eingetrübt. Bereits das 4. Quartal 2011 wies mit -0,25% BIP-Veränderung erstmalig wieder ein negatives Wirtschaftswachstum auf. Verschiedene Experten sind für 2012 mit ihren Prognosen vorsichtig und erwarten eher ein Null-Wachstum.

Trotz des schönen Wirtschaftswachstum für das vergangene Jahr stelle ich mir die Frage, was hinter einer solchen Zahl steckt.
Ist Wachstum als Grad für den Wohlstand, die Wettbewerbsfähigkeit und den allgemeinen Zustand der Leistungsfähigkeit eines Landes geeignet. Ist denn auch die Zufriedenheit gewachsen? Sind die Menschen glücklicher? Sicherlich ist die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse gestiegen und die veröffentlichte offizielle Arbeitslosenquote gesunken. Jedoch ist die Quantität noch lange kein Maßstab für die Qualität.

Was steckt eigentlich hinter diesem Wachstum der letzten beiden Jahre (mal abgesehen von der Exportindustrie)? Die letzten beiden Winter 2009/2010 und 2010/2011 waren sehr lang mit niedrigen Temperaturen und mit viel Schnee. Nicht nur das mehr geheizt wurde (also mehr Wärme produziert wurde), oder sich mehr wetterbedingte Unfälle ereigneten (Schadensbeseitigung bzw. Neuproduktion von z.B. neuen Autos, etc.) sondern es wurden auch Straßenschäden ausgebessert  als auch mehr Streusalz auf die Straßen verstreut.

Ja, die beiden letzten Wintersaisons waren gut für das Wirtschaftswachstum. Jedoch würden wohl viele Unfallbeteiligte darauf verzichten, ebenso auf die hohen Heizkosten. Auch wenn eine weiße Winterpracht schön ist, so bedeutet jeder kalter Wintertag vorwiegend das Verbrennen von fossilen Brennstoffen, welche eigentlich schlecht für das Klima ist (Stichwort: Klimaerwärmung). Und das Streuen von Salz auf tausende Straßenkilometern ist wohl auch nicht so gut für die Umwelt und belastet die Kommunen (Streusalzkauf, aber auch Straßenreparaturen).

Hohes Wirtschaftswachstum hört sich immer so toll an. Ist Wirtschaftswachstum jedoch der richtige Indikator. Leistungsfähigkeits-, Wohlstands- und Zufriedenheitskennziffern sind auch wichtig und sollten genauso oder besser noch präsenter als Lenkungs- und Entscheidungsorientierung werden. Denn auch ein milder Winter wie aktuell kann schön sein mit weniger Unfällen, mit geringerer Umweltbelastung und geringeren Straßenschäden. Dass nun jedoch die deutsche Wirtschaft in eine Rezession driftet, ist jedoch nicht dem Wetter oder so geschuldet, sondern wohl eher, dass viele dem Wirtschaftswachstum einen so hohen Stellenwert geben.