Die Zukunft gestalten (Teil 1/2)

Die Entwicklungen in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt haben sich noch nie aufhalten lassen und werden auch dies nicht tun. Somit kann man sich den Entwicklungen passiv ergeben und abwarten. Oder man kann die Entwicklungen aktiv gestalten bzw. sich zumindest darauf vorbereiten. Den die digitale Revolution wird nur eine der zahlreichen evolutionären Stufen der Menschheit sein. Hoffentlich nicht die Letzte.

Warum so skeptisch? In den letzten Jahrhunderten gab es bereits industrielle Revolutionen, die tiefgreifende und dauerhafte Veränderungen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse bewirkten. Die erste industrielle Revolution begann im 18. Jahrhundert in England (Dampfmaschine, mechanischer Webstuhl, etc.) und verstärkte sich im 19. Jahrhundert in den USA und Westeuropa. Die zweite industrielle Revolution war in den Jahrzehnten um 1900 (Elektrotechnik, chemische und pharmazeutische Industrie). Die dritte industrielle Revolution haben die meisten bereits miterlebt und vielleicht auch schon mitgestaltet. Seit den 1960er und 1970er Jahren hat die mikroelektronische Industrie und sowie weitere Technologien zu einem vielfältigen Wandel beigetragen. Nicht nur Raumfahrt und Kernkraft wurden möglich, sondern mit Fernsehern und Telekommunikation hat sich die Gesellschaft sowohl in der Arbeitswelt als auch in der Freizeitgestaltung rasant gewandelt. Jedes Jahrzehnt war zum Vorhergehendem unterschiedlicher als die Jahrhunderte zuvor. Zu Beginn des 21. Jahrhundert folgte nun die vierte industrielle Revolution, die mit Begriffen wie Digitalisierung und Automatisierung die aktuellen Veränderungen beschreiben.

Im Unterschied zu den vorherigen industriellen Revolution unterscheidet sich die aktuelle Revolution entscheidend. In der Vergangenheit wurden neue Berufe und Tätigkeitsfelder geschaffen auch für wegfallende Tätigkeiten. Durch die Verbesserungen und Erleichterungen der Lebensverhältnisse (Hygiene, Wohlstand) könnten sich die Menschen mehr und besseres leisten und die Bevölkerung wuchs und konnte auch älter werden. Wachstum wurde zum Mantra und die Eroberung neuer Absatzmärkte und Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen zum essentiellen Bestandteil. Die Welt ist fast von den Konzernen erobert wurden. Autos, Strom, Telekommunikation und anderes sind in fast allen Gesellschaften normal geworden. Selbst in Afrika sind Smartphones zu einer wichtigen persönlichen Grundausstattung geworden.

Die jetzige industrielle Revolution läuft anders: Die Weltwirtschaft ist aktuell konfrontiert mit weitgehend gesättigten Märkten und geringem Wachstum bzw. Stagnation, die modernen Gesellschaften altern und die Staaten als auch die privaten Konsumenten haben oftmals mit hohen Schulden zu kämpfen. Durch automatisierte Fertigungen in Fabriken verlieren immer mehr Menschen ihre Arbeit. Selbst qualifizierte Arbeiten können automatisiert werden. Und durch die Digitalisierung als auch mittels Roboter werden zahlreiche manuelle Prozesse überflüssig, so dass Tätigkeiten im Dienstleistungs- und Verwaltungsbereich ersatzlos wegfallen. Es werden wenige Arbeitnehmer zur Entwicklung, Wartung und Überwachung benötigt als zuvor.

Wie kann man trotz dieser Entwicklung das bestehende Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell erhalten bzw. weiterentwickeln? Oder wird es auf eine große Katastrophe hinauslaufen? – Die große Katastrophe wird eintreten, wenn sich unser Wirtschaftssystem nicht an die technische Entwicklung anpassen wird. Die Unternehmensführungen werden immer für die kostengünstigere Alternative auf Fertigungs- und Vermarktungsseite wählen. Durch Degression der Anschaffungskosten für Roboter und andere Automatisierungen werden diese immer günstiger als die im Vergleich konstant oder steigenden Arbeitskosten.

Die Lohnkosten sind jedoch die privaten Konsumbudgets (direkt durch Löhne und Gehälter oder durch Transfereinkommen vom Staat bzw. den Sozialversicherungen). Das ist primär jedoch für die Unternehmenseigentümer (Aktionäre) nicht interessieren. Allerdings, wenn die Einkommen der Menschen wegfallen, wovon soll dann konsumiert werden können, was die digitalisierten und automatisierten Unternehmen herstellen? Das ist die Sackgasse – die große Katastrophe, auf welcher wir aktuell zusteuern werden.

Nicht nur die Techniker, Informatiker und Programmieren sollten die Zukunft gestalten, sondern es ist geradezu notwendig, dass sich jeder miteinbringt. Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler und Juristen sollten schnellstmöglich eine für das digitale Zeitalter passende Sozial- und Wirtschaftsordnung entwickeln. Hierbei ist Weitblick und Verantwortungsbewusstsein notwendig, das Experimente eines alternative System der Planwirtschaft mit verordneter Vollbeschäftigung ist 1989/1990 in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion gescheitert.