Bin ich ein digitaler Außenseiter?

Vor knapp zwei Wochen (Post) war ich auf dem super interessanten Barcamp 6 (1) in Hamburg (Fotos) und fühlte mich irgendwie wie ein “Außenseiter” – ich war analog. Fast jeder tippte oder streichelte sein Iphone (natürlich das neue 5er), Ipad oder seinen MacBook. Oh, es gab einige Ausnahmen. Einige Wenige “trauten” sich mit Samsung Galaxy S3 und andere Androidsmartphones herumzuwerkeln. Selbst bei den Laptops zählte ich neben einem Chromebook nur noch wenige Windowsrechnern, welche auf dem Barcamp wohl zu den Exoten gehören. Apple war und ist in der Medien/Internet/Hipster-Welt der Standard, was jeder haben muss / haben sollte – ohne geht es eigentlich nicht mehr.

Und doch bin ich wohl wissend meines Malus mit einem Schreibblock und einem Stift hingegangen. Habe mir ein paar Notizen gemacht. Ohne Stromprobleme, ohne “wo ist die nächste Stromdose”-Suche und ohne W-LAN-Empfangsprobleme hatte ich einen stressfreien Besuch gehabt. Die “Bootzeiten” eines Schreibblocks sind auch sowas von kurz: Einfach Aufklappen – Fertig. Und falls mir dieser Schreibblock abhanden gekommen wäre, hätte eine Ersatzinvestition wenige Cents bis 4 Euros betragen. Im Vergleich hätte dazu das aktuellen Ipad4 mit einem 32GB-Speicher 600 bis 650 Euros gekostet. – Und die auf diesem Gerät gesammelt Daten wären wohl unwiederbringlich weg.

Ja, ein Nachteil hat so ein Schreiblock dann doch. Er kann leider nicht ins Internet gehen. Ich war offline. Keine Nachrichten, kein Google+ oder Facebook, noch nichteinmal …. egal. Der Sessionplan war an der Whiteboard und draußen wurden sogar die aktuellen Twitter-Tweets per Beamer an die Wand angezeigt.

Welchen Nachteil hatte ich also? Meine Tasche war leicht. Ich habe mich nicht mit meinem Smartphone beschäftigt, sondern hatte einfach Zeit gehabt. Zeit um einige nette Gespräche zu führen, Menschen kennen zu lernen und ansonsten mich am sehr reichhaltigen Buffet zu versorgen. Also eigentlich kein Problem – wäre da nicht so mancher flüchtiger Blick gewesen. Dieser Blick: “Oh Schreck, Schreibblock, was das, HIER! Hat der kein Smartphone/Pad/Laptop. Kann der sich soetwas vielleicht nicht leisten? Gehört er eigentlich hier her oder hat er sich nur verlaufen …”. Nicht weniger die schon fast demonstrative Ignoranz. Ich hab mich schon fast geärgert, dass mich niemand meines rustikalen Schreibblocks angesprochen hat.

Was für eine Erfahrung habe ich nun daraus gelernt? Einfach mal wieder etwas einfach machen. Auch wenn man die neuen Kommunikationsgeräte beherrscht, so ist der einfache Schreibblock für Notizen ein sehr gutes Werkzeug. Was noch Wichtiger ist: es hält den Nutzer auf Grund seines beschränkten Featureangebotes nicht davon ab, mit den anderen Anwesenden einfach mal ein Schwätzchen zu halten. Außerdem nervt ein Schreibblock nicht mit neuen Mails, SMS’en oder Tweets. Der Schreibblock ist so für mich das ideale Werkzeug für entspannte, unterhaltsame und interessante (Un-)Konferenzen.

Quellen:

  • (1) barcamp-hamburg.de
  • (2) flic.kr/s/aHsjCGYK8b