Urheberrecht und Internet – Konflikt oder / und Partnerschaft ?

Das Internet (1) entstand so um 1969 als das militärische ARPANET zur Vernetzung von Universitäten und anderen Forschungsinstituten beginnend in Kalifonien genutzt wurde. Während dieser Geburtsphase wurden die wichtigsten Funktionen entwickelt wie zum Beispiel der elektronische Versand von Nachrichten – die Mail. Am CERN (3) entwickelte Tim Berners-Lee ab 1989 weitere Grundlagen für das World Wide Web. Mit seiner Veröffentlichung am 6. August 1991 eines Hypertext-Dienstes im Internet mit einem Beitrag zur Newsgroup alt.hypertext begann nun das Internetzeitalter. Patente oder Lizenzen gab es vielfach nicht (nur die Bekanntheit oder häufig auch nicht). Das Teilen und Austauschen, das gemeinsame Verbinden und nutzen von Informationen stand im Mittelpunkt und als Motivation dieser ersten Internetentwicklung.

Mit dem ersten grafikfähigen Webbrowser Mosaic konnten dann auch Amateure und nicht technikaffine Menschen das Internet benutzen. Es entstanden die ersten Interessencommunities, Unternehmen bastelten ihre ersten Webseiten als “elektronische Visitenkarten” zusammen und zahlreiche Klein- und Kleinstversender begannen über das neue Medium Waren zu verkaufen (z.B. Amazon) oder programmierten einfach nur Plattformen, auf denen jeder seine Dinge wie auf dem Flohmarkt an Nachbarn oder weltweit anbieten konnte (z.B. eBay). Die wilde Zeit des Internet – als das zwanglose Teilen, Tauschen und gemeinschaftliche Partizipieren zu einem neuen digitalen Lebensgefühl wurde und mit Gratisgeschäftsmodellen sich Millionen und teilweise Milliarden verdienen ließen.

In dieser anarchischen Zeit begannen viele digitale Inhalte frei zu kopieren. Es war so einfach. Ob Musik, Bilder – egal, was digital war, konnte auch kopiert werden. Patent-, Marken-, Produktschutz existierte scheinbar nur in der analogen realen Welt. – Bis… bis auch die Rechtsanwälte und Rechteinhaber das Internet wahrnehmen mussten, weil das ungehemmte kostenlose “Teilen” ihre Einnahmen gefährdeten.

Nach dem ersten Internethype zum Millenium erlebte dann das Urheberrecht eine ungeahnte Bekanntheit. Während sich in den vorigen Jahrzehnten nur wenigen Spezialisten mit dem Marken- und Urheberrecht beschäftigten, entwickelte sich innerhalb weniger Jahre eine florierende Abmahnbranche, welche viele Ahnungslosen mit mehr oder wenigen geringfügigen Rechtsverstößen mit zum Teil unverhältnismäßigen Forderungen und Strafen überfluteten. Sicherlich gab und gibt es auch die professionellen Betrüger, die mit ihren Angeboten und Plattformen enormen Schaden verursacht haben und wohl auch weiterhin verursachen werden. Bloß diese haben mit undurchsichtigen Firmenkonstruktionen und exotischen Wohnsitzen einen hohen juritischen Schutzwall errichtet, dass man diesen nur schwer ihr Treiben langfristig beenden werden wird.

Das Internet ist nun ein Teil der realen Welt. Viele Bereiche der Produktion, des Verkehrswesens und der Medien werden heute digital produziert, überwacht und gesteuert. Hat sich aber das Urheberrecht auch weiterentwickelt? Welches Urheberrecht wird eigentlich im neuen sowohl von den Produzenten als auch von den Konsumenten benötigt? Braucht es überhaupt eine Überarbeitung des Urheberrechtes oder vielmehr ein Bewußtsein für Urheberrechte in allen Bereichen des täglichen Lebens? – Dies ist zu klären, weil viele Produzenten ihre Konsumenten in ihren Vertriebs- und Kommunikationsstrategien einbinden wollen. Der Konsument soll zum Markenbotschafter und so zum “Vertriebler” werden. Einige Unternehmen unterstützen Blogger mit Produktproben, Messeeinladungen etc.

Der Urheber, Markeninhaber und Produkthersteller oder -händler ist einerseits auf einen funktionieren Schutz angewiesen, um sich vor Plagiate, Kopien und Nachahmer zu schützen. Außerdem besteht durch den gesetzlichen Schutz des Urhebers an seinen Werken das Recht der Verwertung, also überhaupt erst die Möglichkeit einer Refinanzierung seiner geleisteten Arbeit. Andererseits sind diese auf aktive Kunden- und Interessentencommunity angewiesen, die sich positiv zu den Werken, Leistungen und Produkten im Netz mithilfe von Zitaten, Auszügen, etc. austauschen. Das gemeinschaftliche Teilen von Informationen stand am Anfang des Internets – nicht der Urheberschutz.

Die positiven Effekte des gemeinsamen Teilens wird jedoch vom Urheberrecht eingeschränkt – zum Teil berechtigt, zum anderen Teil aber auch unberechtigt. Denn wenn permanent vor jeder Veröffentlichung man selbst mit einem juritischen Auge kontrollieren muss, ob es erlaubt ist oder auch nicht, wird ein Großteil der Nutzer das Internet nur passiv nutzen, eben weil die juristischen und – wohl noch viel schlimmer – wirtschaftlichen Folgen einer fehlerhaften Veröffentlichung ärgerlich und erheblich sein können. Somit schränkt die Furcht vor Abmahnungen den Internetnutzer in seiner Kommunikationsfreiheit ein.

Eine Überarbeitung des Urheberrechtes ist notwendig, um sowohl Urheber und Produzenten vor kriminellen Betrüger zu schützen, aber auch um Netzbürger zu entkriminalisieren und so vor Abmahnabwälte zu schützen. Gegenseitige Rücksicht und ein gemeinschaftliches entspanntes  Miteinander ist für beide Seiten von Vorteil. So muss das Gesamtwerk mit seinen wesentlichen Bestandteilen geschützt bleiben. Ein Zitat oder ähnlicher Hinweis (als Foto, Video, Text) mit entsprechendem Urheberverweis jedoch ungestraft möglich sein, eben weil dadurch auch der Urheber profitieren kann. Das moderne digitale Zeitalter setzt ein modernes Urheberrecht voraus. Allerdings auch eine rechtsbewusste Internetkultur, in der Urheber und Konsumenten zusammen finden.

Anmerkung: Die allgemeine Disskussion zum Thema “Urheberrecht und Internetkultur” ist zu komplex und kann daher auch nicht in einem kleinen Blogartikel endgültig, allumfassend oder gar abschließend behandelt werden. Des Weiteren kann sich dieser Blogartikel auch nicht mit juristischen Aspekten auseinandersetzen.

weitere Informationen:

  • wir-sind-die-urheber.de
  • Urheberrechtskampagne: 1500 Künstler gegen Gier und Geiz (Quelle: Spiegel Online, 10.05.2012, spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/kuenstler-schreiben-offenen-brief-fuer-das-urheberrecht-a-832538.html)
  • Sven Regener zum Urheberrecht: “Man pinkelt uns ins Gesicht!” (Quelle: Spiegel Online, 22.03.2012, spiegel.de/kultur/gesellschaft/sven-regener-im-bayerischen-rundfunk-zum-urheberrecht-a-823144.html)
  • “101 Piraten für ein neues Urheberrecht” (Quelle: Piratenpatei.de, 09.04.2012, piratenpartei.de/2012/04/09/101-piraten-fur-ein-neues-urheberrecht/)

Quelle:

  • (1) wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Internets
  • (2) de.wikipedia.org/wiki/CERN